Polizeieinsatz gegen Werder-Fans 7.986 vom 08.08.2022, 09:02 Uhr
Wie die Polizei Wolfsburg den Polizeieinsatz gegen Werder-Fans begründet
vom 08.08.2022, 09:02 Uhr
Im Vorfeld des Bundesliga-Spiels zwischen dem VfL Wolsburg und Werder Bremen hat die niedersächsische Polizei die anreisenden Werder-Fans mit einer umfangreichen polizeilichen Maßnahme unterzogen. Die Polizei richtete am Hauptbahnhof Wolfsburg eine Kontrollstelle ein und hinderte die Fans daran, sich frei zu bewegen. Per Lautsprecherdurchsage wurde darauf hingewiesen, dass für sie eine so bezeichnete „Aufenthaltsverbotszone“ für das Wolfsburger Stadtgebiet gelte, die nur in Begleitung der Polizei durchquert werden dürfe.
Die Fans waren somit vor die Wahl gestellt, das Spiel nicht besuchen zu können oder eine rechtlich fragwürdige Kontrollmaßnahme über sich ergehen zu lassen. Zunächst war noch der Eindruck erweckt worden, dass es sich lediglich um eine stichprobenartige Kontrolle handeln sollte. Die Ultras von Werder Bremen ließen die Kontrolle nicht über sich ergehen und reisten vorzeitig und ohne Stadionbesuch nach Bremen zurück.
Nach unseren Beobachtungen der Grün-Weißen Hilfe wurden jedoch zumindest zeitweise alle als Werder-Fans erkennbaren Personen einer Identitätsfeststellung unterzogen, körperlich durchsucht und individuell abgefilmt. Das erfolgte Abfilmen stellt eine erkennungsdienstliche Behandlung dar, für die nach Auffassung der Grün-Weißen Hilfe unter keinem denkbaren rechtlichen Gesichtspunkt eine Rechtsgrundlage erkennbar ist. Gegenüber Vertreter*innen der Grün-Weißen Hilfe und anderen Fans verweigerte die Polizei trotz mehrfacher Nachfragen eine Begründung der weitreichenden Maßnahmen. Es wurde lediglich mitgeteilt, dass es nicht um die Aufklärung von Straftaten, sondern um allein präventive Gründe gehe.
Begründung der Polizei Wolfsburg zum Polizeieinsatz gegen Werder-Fans
Im Pressebericht nimmt die Polizei Wolfsburg wie folgt Stellung:
Die Grün-Weiße Hilfe kritisiert die polizeiliche Maßnahme und den Umgang mit den Gästen scharf. Demnach habe es für die Maßnahme keinerlei Anlass gegeben. Die Begegnung war als sog. "Grün-Spiel" mit dem geringsten Sicherheitsrisiko bewertet worden. Da die Werder-Fans ohnehin am Stadioneingang kontrolliert werden würden, ist diese zusätzliche Kontrollstelle als Schikane der Polizei einzustufen. Der Polizeieinsatz füge sich in ein Schema von Repression und sicherheitspolitischem Aktionismus ein, dem sich Fußballfans immer wieder ausgesetzt sehen. Sich frei bewegen zu dürfen, gehört zu den Bürgerrechten, die auch Fußballfans nicht ohne hinreichende Begründung abgesprochen werden dürfen.
Die Grün-Weiße Hilfe ruft alle Werder-Fans dazu auf, sich gegen die Missachtung ihrer Rechte zu wehren und eine solche Behandlung nicht zu akzeptieren. Dem SV Werder sind wir dankbar für seine couragierte Haltung, die in schnellen, klaren und konsequenten Statements ihren Ausdruck fand. Die Fanhilfe wird die Rechtmäßigkeit der Polizeimaßnahmen genauestens prüfen und rechtliche Schritte einleiten. Wir bitten alle Werder-Fans, uns hierbei zu unterstützen, indem ihr uns eure Beobachtungen zu den heutigen Geschehnissen über das dafür eingerichtete Formular mitteilt.
Werder Bremen Gründung: 04.02.1899 Mitglieder: 48.000 |