Stellungnahme der Fanszenen 16.822 vom 21.08.2018, 11:20 Uhr
Ultras beenden Dialog mit den Verbänden
vom 21.08.2018, 11:20 Uhr
Vor einem Jahr zwangen lautstarke Proteste in der 1. DFB-Pokal Runde (der Saison 2017/18) den DFB medienwirksam zum handeln. Vereinspräsident Grindel versprach während der Liveübertragung des Auftaktspiels in der Sportschau einen Dialog auf Augenhöhe und stellte Kompromisse in Aussicht. Nach einem Jahr, 2 Gesprächen und viel verbrannter Erde kündigten die Fanszenen den Dialog mit dem DFB heute auf.
Die Fans haben nach dem ersten Treffen und zwei Standpunktgesprächen den Eindruck erlangt, dass der Dialog von den Funktionären lediglich als "mediales Gesprächsangebot" genutzt werde und man Worten keine Taten folgen lassen hat. Die Szenen sehen nahezu alle Themen als gescheitert und kündigen einen noch engagierteren Protest an.
Die Fanszenen begründen die Aufkündigung des Dialogs mit folgenden Punkten: Zur Saison 2018/19 wurden in der 3. Liga Montagsspiele eingeführt, obwohl man sich im Dialog befand und auch Faninteressen berücksichtigt werden sollten. Nach dem Start der Pilotphase kam es auch bei der einheitlichen Genehmigung von Fanutensilien zu keinen Ergebnissen - stattdessen wurde ein weiterer "Papiertiger geschaffen".
Bei der Sportgerichtsbarkeit kritisieren die Fanszenen, dass der neue Strafenkatalog keine Verbesserungen im Sinne der Vereine und der Fans darstelle. Der DFB habe sein willkürliches Ersatzstrafrecht und seine intransparenten Strafen lediglich in einem Strafenkatalog manifestiert. Auch bei der Regionalliga-Reform konnte der DFB keine klare Regelung finden und hat sich mit diesem "Glücksspiel" reichlich blamiert.
Deshalb rechnen die aktiven Fans nun mit den Verbänden ab: "Dem DFB und der DFL sind sich weder dem Gegenwert dieser ausgestreckten Hand der Fanszenen Deutschlands, noch den Konsequenzen dieser mangelnden Wertschätzung der Basis in den Stadien bewusst. Stattdessen manifestierte sich viel mehr der Eindruck, dass der Fußballsport noch weiter seiner sozialen und kulturellen Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehmen."
Deshalb werden die Gespräche mit den Verbänden mit sofortiger Wirkung beendet und der Protest noch intensiver in die Stadien getragen. Weiterhin wollen die Fans "für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fußballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung" eintreten. Der DFB und die DFL werden auch in dieser Saison von den Fans hören.
Die Stellungnahme im Gesamten:
JETZT ERST RECHT!
Vor rund zwölf Monaten schlossen sich bundesweit die Fankurven zusammen, um sich der voranschreitenden Zerstörung des Fußballs wie wir ihn kennen entgegen zu stellen. Nachdem medial zahlreiche Versuche all jener, die sich von dieser Kampagne in die Enge getrieben fühlten, misslangen, mussten sich diese Verantwortlichen bei DFB und DFL in den kommenden Monaten an ihren öffentlichen Aussagen messen lassen.
Die anfängliche Euphorie wich in den zwei erfolgten Standpunktgesprächen zwischen Vertretern der Fanszenen Deutschlands mit den Verantwortlichen aus DFB und DFL schnell. Viel mehr verfestigte sich abermals der Eindruck, man wolle diesen Dialog wie in den vergangenen Jahrzehnten nutzen, um mit einem medienwirksamen Gesprächsangebot und netten Worten die Taten um jeden Preis zu vermeiden.
Eine Mitschuld an den Entwicklungen tragen in zahlreichen Fällen auch die Vereinsvertreter. Oftmals offenbarte ein Blick hinter die Kulissen, dass Vertreter der Vereine im Innenverhältnis gegenüber den eigenen Fanvertretern Verständnis und Zusagen geben, um innerhalb der Liga-/Verbandsversammlungen dann genau gegenteilig zu agieren. Auch fehlt es hier ganz klar an einer lösungsorientierten Vernetzung und Eigeninitiative. Insbesondere in der Causa um die 50+1-Regel zeigte der Vorstoß des Vertreters vom FC St. Pauli eindrucksvoll, dass es unter den Vereinsvertretern deutlich Spielraum für mehr Eigeninitiative gibt, der noch ungenutzt ist. Die Vereinsvertreter sind mit Nichten die Abnicker von kommerziellen Plänen der Deutschen Fußball Liga, die allein aus Selbsterhaltungszwecken die Vermarktung der Ware Fußball vorantreiben muss. Die Vereinsvertreter sind die, die Werte und Wünsche der Basis aus Mitgliedern und Fans ihrer Vereine vertreten sollen.
Nur wenige Tage nach dem zweiten Gespräch stellte sich heraus, dass ab der Saison 2018/2019 sogar die 3. Liga einen Montagsspieltag haben wird, was im Rahmen des Gesprächs zu keinem Zeitpunkt seitens der Verbände angebracht wurde, obwohl mit Thomas Schneider eine selbsternannte Person mit der Kernkompetenz Faninteressen vertreten war. Alleine hier hätte die Brisanz des Themas auffallen müssen. Stattdessen wurde mit einer Pilotphase für die einheitliche Behandlung von Fanutensilien ein neuer Papiertiger geschaffen, der bis heute keine Ergebnisse vorzuweisen hat. In puncto Sportsgerichtbarkeit goss der DFB seine bisher intransparenten Strafen in horrenden Höhen lediglich in Formen und manifestierte sein willkürliches Ersatzstrafrecht in einem Strafenkatalog. Auch hier kann weder von einer Verbesserung im Sinne von Vereinen und Fans keine Rede sein. Von Transparenz fehlt weiterhin jede Spur, was auch die bis heute mangelnde Aufklärung der Causa Beckenbauer in Zusammenhang mit den Sommermärchen-Millionen oder im Falle des Funktionärs Curtius sehr eindrucksvoll widerspiegelt. Die vermeintliche Neuregelung der Regionalligen wurde in einem Hauruckmanöver zu einem Glücksspiel umfunktioniert, anstatt eine klare Regelung zu finden. Wir können diese Liste Punkt für Punkt abarbeiten um letztendlich unter dem Strich festzuhalten: Dem DFB und der DFL sind sich weder dem Gegenwert dieser ausgestreckten Hand der Fanszenen Deutschlands, noch den Konsequenzen dieser mangelnden Wertschätzung der Basis in den Stadien bewusst. Stattdessen manifestierte sich viel mehr der Eindruck, dass der Fußballsport noch weiter seiner sozialen und kulturellen Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehmen.
Aus diesem Grund sehen wir keine andere Möglichkeit, als die Gespräche mit sofortiger Wirkung zu beenden und den Protest noch engagierter als zuvor in die Stadien zu tragen. Wir sind weiterhin bis in die Haarspitzen motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung des Fußballs durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten. Wir sehen es mehr denn je als unsere Verantwortung gegen den DFB und die DFL aufzustehen und wissen zehntausende Unterstützer in den Kurven des Landes hinter uns.
Ihr werdet auch in dieser Saison von uns hören!
Die Fanszenen Deutschlands im August 2018