Der Protest muss weiter gehen 1.787 vom 01.01.2019, 20:40 Uhr
Antosszeiten, Stadionverbote und Fanrechte - Das sind die fanpolitischen Themen im Jahr 2019
vom 01.01.2019, 20:40 Uhr
In der Fanlandschaft werden die Themen Anstosszeiten, Fanrechte, Kommerzialisierung, Sportgerichtsbarkeit und Stadionverbote eine tragende Rolle spielen. Wir blicken auf die Krieg dem DFB - Bewegung, den (gescheiterten) Dialog und die Proteste im vergangenen Jahr zurück und wagen einen Ausblick auf die fanpolitischen Themen im Jahr 2019.
Anstosszeiten:
Rückblick: Nach den intensiven Protesten bei den Montagsspielen zu Beginn des Jahres und den Protestspieltagen in der Rückrunde wurde von der DFL bekannt gegeben, dass es in der 1. und 2. Bundesliga keine Montagsspiele mehr geben soll.
Aussicht: Wie die Spieltage nach der Saison 2021/22 in der Bundesliga aussehen werden bleibt fraglich. Es bleibt spannend, ob sich die DFL bei den Ausschreibungen für den neuen TV-Vertrag an das 'Versprechen' hält und wann die Ersatztermine für die Montagsspiele stattfinden sollen. Während die Bundesliga eine weitere (feste) Anstosszeit am Sonntag erwarten dürfte, könnte in der 2. Bundesliga eine Partie am Samstagabend um 20:30 Uhr stattfinden.
Forderungen: Die Fanszenen fordern das sofortige Ende der Spieltagszerstückelungen. Darüber hinaus soll bei den Ansetzungen die sogenannte 300km-Regel konsequent eingehalten werden: Vereine, die nicht an einem Samstag gegeneinander antreten, sollen demnach nicht weiter als 300km auseinander liegen. Außerdem sollen die zeitgenauen Terminierungen mindestens 4 Wochen vor den jeweiligen Spieltagen bekannt gegeben werden und die englischen Wochen abgeschafft werden. Für den neuen TV-Vertrag sollen weiterhin am Sonntag keine Spiele vor 14:00 Uhr stattfinden. Für Partien am Freitag sowie Spiele im DFB-Pokal sehen die Fanszenen 19:30 Uhr als früheste Anstosszeit vor.
Fanrechte:
Forderungen: Derzeit sieht sich die aktiven Fanszenen mit zahlreichen Repressionen konfrontiert. Ein bedingungsloser Support, bunte Fahnenmeere und beeindruckende Choreografien seien oft nicht möglich, da die Freiheiten der Fans und die Fanrechte oft eingeschränkt werden. Für eine lebendige Fankultur sollen nach Auffassung der Fanszenen Choreografien und Spruchbänder nicht mehr angemeldet werden, Fanutensilien komplett freigegeben und nicht personalisert werden. Fanutensilien dürfen außerdem kein Sanktionsmittel für Fehlverhalten darstellen. Darüber hinaus fordern die Ultras, dass beim Einlass auf entwürdigende Kontrollen verzichtet wird und sich die Ordnungsdienste zurückhaltend verhalten sollen.
Rückblick und Aussicht: Nach einem 12-minütigen Stimmungsboykott hat der DFB eine Pilotphase zur einheitlichen Freigabe von Fanutensilien gestartet. In diesem Herbst hat sich jedoch gezeigt, dass es immer noch Stress (z.B. bei München in Stuttgart) am Einlass aufgrund von Fanutensilien gibt und dass Fanutensilien immer noch nicht einheitlich freigegeben werden. So ist es in manchen Stadien immer noch gängige Praxis, keine Fanutensilien zu genehmigen, wenn in der Vorsaison in dem Stadion Pyrotechnik gezündet wurde.
Kommerzialisierung:
Rückblick und Aussicht: Dass sich der Volkssport Fußball immer weiter von der Basis entfernt, stellt kein Geheimnis mehr da. Steigende Eintrittspreise, zahlreiche Pay-TV-Abos, neue Wettbewerbe, Helene Fischer beim Pokalfinale oder eine chinesische Auswahl in der Regionalliga Südwest - für die ausufernde Kommerzialisierung gibt unzählige Beispiele. Sinnbildlich für die Kommerzialisierung für die Fans stehen die Montagsspiele (siehe oben) und die 50+1 Regel:
Als sich im März 2018 eine Entscheidung über Martin Kinds Ausnahmeregelung für Hannover 96 anbahnte, entstand ein Fanbündnis für den Erhalt der 50+1 Regel. So haben sich 3.097 Fanclubs, Fangruppierungen und Fanverbände für den Erhalt der 50+1 Regel ausgesprochen und eine Unterschriftenliste an die DFL überreicht. Obwohl der Antrag von Martin Kind abgelehnt wurde und die 50+1 Regel (vorerst) bestehen bleibt, ist die Zukunft der 50+1 weiterhin offen.
Forderungen: Die deutschen Fanszenen setzen sich für den langfristigen Erhalt der 50+1-Regel ein. So soll sie auch konsequent eingehalten und gegen eine mögliche Klage sicherer gemacht werden. So soll auch die Einflussnahme von Investoren durch ein konsequentes Financial Fairplay begrenzt werden und durch strenge UEFA-Regeln die Integrität des Wettbewerbs sichergestellt werden. Weiterhin sollen sozialverträgliche Eintrittspreise durch die Verbände sichergestellt werden.
Sportgerichtsbarkeit:
Nachdem der DFB die Kollektivstrafen ausgesetzt hat er auch einen neuen Strafenkatalog geschaffen. Demnach wird ein Verein für jeden gezündeten pyrotechnischen Gegenstand und jeden auf das Spielfeld geworfenen Gegenstand bestraft. Trotz des neu geschaffenen und angeblich transparenten Strafen-Katalog kritisieren die Fanszenen, dass sich der DFB mit seiner Sportgerichtsbarkeit weiterhin fernab von jeglichen rechtsstaatlichen Prinzipien befindet.
Stadionverbote:
Beim komplexen Thema Stadionverbote gibt es weiterhin keine Neuerungen: die Ultras kritisieren vor allem die Vergabepraxis von bundesweiten Stadionverboten durch den DFB (z.B. bei eingestellten (!) Ermittlungsverfahren außerhalb des Stadions), die Laufzeit und die Datenweitergabe zwischen Polizei und DFB. Des Weiteren fordern die Fanszenen, dass die Fans vor einer möglichen Vergabe angehört werden. Oftmals werden Stadionverbote aus heiterem Himmel verhängt und die betroffenen Personen vor vollendete Tatsachen gestellt.