DFB bietet "ernstgemeinte Dialogbereitschaft" an 2.445 vom 16.08.2017, 10:45 Uhr
Der Protest wirkt: DFB verzichtet bis auf Weiteres auf Kollektivstrafen
vom 16.08.2017, 10:45 Uhr
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich heute mit einem Statement zu den aktuellen Geschehnissen zu Wort gemeldet.Reinhard Grindel betont, dass dies keine kurzfristige Reaktion auf die aktuellen Ereignisse sei, sondern über einen längeren Zeitraum vorbereitet wurde. Die über 31 Protestaktionen vom Pokal-Wochenende, erhöhten den Druck auf den DFB allerdings spürbar. So bietet der DFB auf der Verbandswebseite erstmals "ernstgemeinte Dialogbereitschaft" an.
Zunächst verweist der DFB-Präsident auf die Strahlkraft des Fußballs und dessen Bedeutung für die Gesellschaft. Anschließend geht er auf die Proteste in den vergangenen Wochen und Monaten ein:: "Mich hat in den vergangenen Wochen und Monaten sehr betroffen gemacht, dass es im Zusammenhang mit Fußballspielen zu martialischen Aufmärschen, "Kriegserklärungen" und menschenverachtenden Aktionen gegen Mannschaften und deren Fans gekommen ist. Dafür darf der Fußball in Deutschland nicht stehen. Damit muss Schluss sein. Es sei jetzt die Zeit zum Innehalten und Umdenken."
So wolle der DFB, solange der Dialog läuft, auf Kollektivstrafen verzichten und einer der größten Forderung der aktiven Fanszene erfüllen: "Wir haben verstanden, dass es um mehr geht. Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst. Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist. Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder "Geisterspielen". Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibt davon unberührt." heißt es auf dfb.de
Gemeinsames Ziel solle es sein, "im direkten Gespräch mit allen interessierten Fan-Gruppen wechselseitig Probleme zu benennen und nach Lösungen zu suchen". Auch die DFL, verantwortlich für Anstoßzeiten und Ligabetrieb, werde hier aktiv mitwirken.
Es gilt abzuwarten, wie ernst der DFB dieses "Versprechen" meint. Fraglich bleibt außerdem, ob der DFB nicht einfach nur kurz vor dem Bundesliga-Start Ruhe in die Situation bringen möchte, da sich der DFB weitere Proteste in der 1. Bundesliga medial nicht leisten kann. Zu viele Fragen, z.B. wie der Dialog aussehen soll und wann er sich etabliert, ob er überhaupt was bringt und ob auch der DFB bereit ist, Komprisse einzugehen, sind noch zu klären...